Historische Grabstätten.

Im Jahr 1938 befanden sich auf dem Friedhof noch einige 150 Jahre alte Gräber, außerdem zahlreiche Grabstätten von Homburgern, die in ihrer Vaterstadt von Bedeutung waren. Viele davon sind inzwischen verschwunden. Zu einer nicht mehr feststellbaren Zeit wurden Grabsteine entweder an die Abgrenzungsmauer zur Dietigheimer Straße oder unter die auffallende Gruppe von Platanen in der Mitte des Friedhofs versetzt und dadurch bis heute erhalten. Der älteste noch bestehende Grabstein in Form eines niederen Steinkreuzes stammt aus dem Jahr 1808 und erinnert an Johann Georg Bieber (1756–1808), Bierbrauer und Gastwirt „Zum goldenen Engel“ auf der oberen Louisenstraße (heute Darmstädter Hof).



Ehrengräber der Stadt Bad Homburg

Grabstätte Schwestern Balmer: Elisabeth (1853–1926), Sophie (1855–1942), Luise (1859–1935). Die drei Frauen gründeten 1916 das Heimatmuseum, aus dem sich das heutige Museum im Gotischen Haus entwickelte.

Grabtafel Christian Feigen (1859–1941). Bürgermeister Bad Homburgs 1900–1924 und Erforscher der Lokalgeschichte.

Grabdenkmal Johann Georg Hamel (1811–1872). Bibliothekar, Archivar und Chronist der Stadt. Ihm verdankt Bad Homburg den Besitz der Hölderlin-Handschriften und das Hölderlin-Denkmal im Kurpark.

Grabstätte Louis Jacobi (1836–1910). Baurat, Geheimrat, Ehrenbürger der Stadt, Wiedererbauer der Saalburg, Direktor des Saalburgmuseums.

Grabstätte Heinrich Jacobi (1866–1946). Heimatforscher, Direktor Saalburgmuseum.

Grabstätte Dr. Friedrich Rolle (1827–1887). Geologe und Publizist, Erforschung des Taunus.

Grabstätte August Schleußner (1828–1892). Bürgermeister Homburgs 1864–1892.

Grabstein Heinrich Ernst Zipperlein (1783–1849). Erster Rektor der „Allgemeinen Bürgerschule“, heute Landgraf-Ludwig-Schule.




Weitere bedeutende Gräber


Grab Adelheid Jacobi, geb. Hanau (1863–1947). Die zum evangelischen Glauben konvertierte Jüdin verbrachte über zwei Jahre im Konzentrationslager Theresienstadt und überlebte. Seit Sommer 1945 wieder in Bad Homburg bei ihrer Tochter Else Stephan, starb sie 1947 an Krebs.

Grab Gustav Weigand (1840–1928). 1916 Stifter eines Genesungsheimes für Soldaten (Weigand-Stiftung). Das Heim wurde 1977 geschlossen und abgerissen, seit 1984 befindet sich hier das Kurstift.

Grab Dr. Adolf Rüdiger (1853–1923). Hof-Apotheker, 1895–1923 Stadtverordneten-Vorsteher.

Grab Johann Georg Dippel (1840–1915). Stifter der Gedächtniskirche in Kirdorf.



Historische Grabsteine

An der stadtseitigen Mauer des lutherischen Friedhofs finden sich aufbewahrte ältere Grabsteine.

Elisabeth Friederike Laydig (1819–1884). Besitzerin des Hotels „Russischer Hof“, heute Areal der Louisen-Arkaden.

Johann Friedrich Voigt (1792–1871). Hofmaler am Landgrafenhof.

Friedrich Philipp Werborn (1778–1834). Lederhändler, wurde am 28. März 1834 in seinem Haus ermordet, Täter starb 1835 auf Schafott. Bericht vom Hergang der Tat und Hinrichtung auf Grabstein.

Familie Ritter. Stein ohne individuelle Namen. Errichtet für Konrad Ritter (1838–1921), Gründer von „Ritter’s Park-Hotel“, und Sohn Carl Ritter (1868–1953).

Vor den Inkrustations-Elementen an der Mauer zur Dietigheimer Straße befanden sich Gräber der Familie Hammelmann.

Die sich neben dem Fröling-Mausoleum an der Mauer befindlichen alten Grabplatten sind völlig von Efeu überwuchert und müssen als verloren gelten, da eine Entfernung des Efeus die Oberfläche der Platten zerstören würde.

Unter den Platanen befindet sich ein Marmorkreuz für Sophie Müller, geb. Schazmann (1798–1878), Gründerin der Kleinkinderbewahranstalt, heute Kindergarten und Hort in der Rathausstraße.



Mausoleum Familie Prof I. Fröling

Diese Grabkapelle aus Buntsandstein entstand 1902 nach einem Entwurf des Baurats Louis Jacobi,
der hier spätantike, byzantinische und mittelalterliche Stilelemente vereinigte.
Julius Fröling (1844–1908) war Gymnasiallehrer in Homburg (damalige Bezeichnung Professor)
und vermachte 1904 der Stadt testamentarisch sein Haus Kaiser-Friedrich-Promenade 21 und Bargeld.
Seit 1915 trägt die Verbindung zwischen Marienbader Platz und Urseler Straße den Namen Frölingstraße.


















Mausoleum Familien Trittler und Sinner

Die Grabkapelle entstand 1913 mit sechs oberirdisch aufgestellten Särgen. Kosten: 3 300 Mark. Bestattet wurden hier: Philipp Trittler 1921, seine Frau Marie 1936, ein Kind Marianne bereits 1911, der Schwiegersohn Dr. Karl Sinner 1922, seine Frau Katharina geb. Trittler 1955 und die ledig gebliebene Bertha Trittler 1960. Im Innern, durch das vergitterte Fenster teilweise sichtbar, befinden sich farbige Mosaikarbeiten, die stark an jene der Erlöserkirche erinnern. Die Kapelle wurde im Jahr 2013 von der Erlöserkirchengemeinde übernommen und aufwendig saniert. Heute wird sie als Kolumbarium unter dem Namen „Weiße Kapelle“  als eine mögliche Beisetzungsart auf dem Friedhof genutzt.



Ehrengräber und besondere Grabstätten auf der ehemals reformierten Seite

Ehrengrab für Dr. Christian Eduard Trapp (1804–1854). Arzt, Wiederentdecker der Elisabethenquelle von 1834 und Publizist, Ehrenbürger der Stadt seit 1850.

Ehrengrab für Marie Schwarz (1862–1940). Sie vermachte der Stadt ihr gesamtes Vermögen: Immobilien, Grundstücke, Wertpapiere mit der Auflage, Kleinwohnungen zu schaffen. Diese befinden sich seit 1962 in Altkönigstraße 43a und 43b.



Wichtig sind ferner:
Grabstein für Johann Heinrich Armbrüster (1716–1793). Er war Kabinettssekretär am Landgrafenhof und Erzieher aller sechs Söhne Landgraf Friedrichs V. von Hessen-Homburg. Der Stein ist eine Stiftung dieser Prinzen. Der Grabstein steht nicht mehr an seiner ursprünglichen Stelle und wurde vermutlich 1962 versetzt. Laut Friedhofsplan von ca. 1860 wurde der Platz vor dem Heiligen Grab frei gehalten. Der Grabstein ist ältester des Friedhofs.

Grab von Ernst Friedrich Wolfgang Anton Freiherr Gremp von Freudenstein (1869–1940). Er war Nachkomme jenes Hessischen Postmeisters von Thurn-und Taxis, der 1824 die Kaufverhandlungen zwischen Landgraf Friedrich VI. Joseph und der Kirchengemeinde Gelnhausen wegen Erwerbes des Heiligen Grabes führte.


Das Heilige Grab

Auf dem Friedhofsteil links der Saalburgstraße steht ein lange Zeit nicht beachtetes "Heiliges Grab". Der kleine, annähernd quadratische und 3,60 Meter hohe Bau aus Quadersteinen mit dem Zinnenkranz aus Ziegelsteinen steht in der Westecke des Friedhofs. Es handelt sich um eine Nachbildung der Begräbnisstätte Jesu in Jerusalem. Wir verdanken dieses Kulturdenkmal Landgraf Friedrich VI. Joseph von Hessen-Homburg (1769–1829) und vor allem seiner kunstsinnigen Frau Elizabeth, einer geborenen Prinzessin von Großbritannien und Irland (1770–1840). Sie brachte bei ihrer Heirat 1818 nicht nur große Geldsummen nach Homburg, sondern auch viel Verständnis für den Erhalt von Altertümern. Am 21. Februar 1824 erfuhr das Landgrafenpaar, dass in Gelnhausen ein Heiliges Grab auf dem dortigen Friedhof stehe, aber wegen der Begradigung eines Weges auf Abriss verkauft werde. Der Landgraf erinnerte sich an seinen verstorbenen Vater, der diesen Bau im Zusammenhang mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa erwähnt hatte. Somit müsste er aus dem 12. Jahrhundert stammen. (Diese Annahme war allerdings – wie sich später zeigen sollte – falsch; das Grab stammt aus dem 15. Jahrhundert.) Der aus Gelnhausen gebürtige Freiherr Gremp von Freudenstein, ein jetzt in Homburg ansässiger Fürstlicher Postmeister der Thurn-und-Taxis-Post, kaufte im Auftrage des Landgrafenpaares den Bau in Gelnhausen für 500 Gulden.

Viele Jahre führte das Homburger Heilige Grab ein Schattendasein und wurde nur zur Aufbewahrung von Gartengerät und dergleichen benutzt. Der „Tag des offenen Denkmals“ am 9. November 2000 mit der Führung durch die beiden Friedhöfe am Untertor brachte die Wende. Durch das Interesse der Öffentlichkeit angeregt und ermutigt, berief Pfarrer Alexander von Oettingen eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Wiederherstellung dieses Kulturdenkmals befassen sollte. Dank der Unterstützung von vielen Seiten konnte das Heilige Grab restauriert werden. 2004 wurden die Arbeiten mit dem Hessischen Dankmalschutz-Preis ausgezeichnet.

Das Heilige Grab ist jedoch nicht allein ein kulturhistorisches Zeugnis, sondern auch ein Ort christlicher Erinnerung. Vor Beginn des Ostergottesdienstes der Erlöserkirchengemeinde wird hier alljährlich die Osterkerze angezündet.

Gerta Walsh


Benutzte Quellen:
Stadtarchiv Bad Homburg: StA 67 3103, 67 3305-06, 67 3304-4000.
Kirchhofsbücher des lutherischen und reformierten Friedhofs, diverse Jahrgänge ab 1860.
Chronik der evangelischen Kirchengemeinde Bad Homburg (Erlöserkirche); hier: Ausführungen von Pfarrer Ohly.
Akte 591-4, Urkunden von 1859, Erbbegräbnisse (Gemeindebüro Erlöserkirche).

Literatur:
Heinrich Jacobi, Zur Geschichte der Homburger Friedhöfe, in: Taunusbote 25. bis 27.8.1919
Heinrich Hett, Zur Geschichte der Bad Homburger Friedhöfe, in: Taunusbote 18. und 19.11.1953.
Eva Rowedder, Denkmaltopographie der Stadt Bad Homburg v.d.H., hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Stuttgart: Theiss, 2001, S. 343-345.

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