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GemeindeMi, 01.03., 19:30 UhrImpulse im Reformationsjahr 2017 aus unterschiedlichen Blickwinkeln 19.30 Uhr in der Schlosskirche
"Nun geh hin und lerne":
Jüdische Lutherlektüren vor der Shoah: Eine tragische Liebesgeschichte
In der Geschichte des modernen Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert spielt die Rezeption der sog. "Budenschriften" Luthers eine gewichtige Rolle, auch innerhalb der protestantischen Theologie und Kirche. Erstaunlich ist vor diesem Hintergrund, dass jüdische Gelehrte in dieser Zeit Luther als Verkörperung deutscher protestantischer Kultur z.T. ausgesprochen positiv - wenn auch nicht unkritisch - bewerteten. Der Vortrag konfrontiert die jüdische und die antisemitische Rezeption Luthers in Deutschland miteinander und deutet die jüdischen Lutherlektüren als beschwörenden, bisweilen verzweifelten Versuch, die nichtjüdische Gesellschaft davon zu überzeugen, den Reformator nicht als Ahnherrn der antisemitischen Verunglimpfung von Juden und Judentum, sondern als Vorläufer von Gewissensfreiheit, Toleranz und Aufklärung zu verstehen. Während der nichtjüdische Diskurs zunehmend Züge des völkischen Antisemitismus annahm, unternahmen jüdische Theologen und Historiker den - im Rückblick - tragischen Versuch, ihn für eine Tradition von dialogischer Achtung in Anspruch zu nehmen und seine späten judenfeindlichen Schriften als für das Eigentliche der Reformation unwesentlich zu interpretieren. Spätestens ab 1933 erwies sich diese historische Realisierung jedoch als Illusion.
Prof. Dr. Christian Wiese, Goethe-Universität Frankfurt am Main, ist Inhaber der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie - seine Forschungsgebiete sind die moderne jüdische Geistes- und Kulturgeschichte sowie die Antisemitismusforschung und die Geschichte der jüdisch-christlichen Beziehungen.
In Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit, Bad Homburg (GCJZ)
Mi, 15.03., 19:30 UhrImpulse im Reformationsjahr 2017 aus unterschiedlichen Blickwinkeln 19.30 Uhr in der Unterkirche
Aus naturwissenschaftlicher Perspektive:
Ist der Mensch frei? Ein Brückenschlag von Martin Luther bis in die Gegenwart
Luthers Aussage, dass der Mensch nicht Herr über sein Wollen sei, trifft 500 Jahre später auf die heutige Hirnforschung und wird von ihr bestätigt. Das gibt Anlass, einmal über den Begriff der Freiheit und das Menschenbild aus der Sicht der Naturwissenschaften nachzudenken und zu fragen, ob da tatsächlich eine gedankliche Brücke über 500 Jahre gespannt sein könnte und wie das denn vielleicht auch mit Luthers "Freiheit des Christenmenschen" zusammengehen könnte.
Prof. em. Dr. Jürgen Schnakenberg, theoretischer Physiker RWTH Aachen, Mitglied im Arbeitskreis Dialog Naturwissenschaften Theologie der Ev. Kirche im Rheinland
Do, 30.03., 19:00 UhrImpulse im Reformationsjahr 2017 aus unterschiedlichen Blickwinkeln 19.30 Uhr in der Schlosskirche
Aus gesellschaftspolitischer und philosophischer Perspektive:
Reformation im Spannungsfeld von Macht und Geist
Der Vortrag nimmt die Reformation zum einen aus einer historisch-politologischen, zum anderen aus einer philosophischen Perspektive in den Blick. Die Bedeutung von Luthers theologischen Ideen für Europa und für eine Ökumene jenseits der Kirchenspaltung soll deutlich werden.
Pfarrer i.R. Dr. Alexander von Oettingen, Bad Homburg
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