Faszination einer Kirche.
Die Baukunst.

"Euer Kaiserlichen und Königlichen Majestäten begrüße ich ehrfurchtsvoll namens unserer evangelischen Gemeinde. Was unser heimgegangenes edles Fürstengeschlecht und unsere Gemeinde erstrebt und ersehnt, ein würdiges Gotteshaus für Homburg zu schaffen ist durch das machtvolle Eingreifen und die hochherzige Unterstützung Euer Majestäten in hohem Maß erreicht worden. Der Kirchenvorstand und die Gemeindevertretung haben zur Erinnerung an den heutigen hohen Festtag ein Album mit Bildern des herrlichen Gotteshauses – einer Perle deutscher Baukunst – das sich auf dem von Eurer Majestät gnädig überwiesenen Platz erhebt anfertigen lassen. Wir bitten untertänigst Euer Majestäten dieses schwache Zeichen unserer aufrichtigen und herzlichen Dankbarkeit und der höchsten Verehrung mit gnädigem Wohlwollen entgegen zu nehmen." Louis Jacobi in seiner Ansprache zur Einweihung.

Feinsinnig spielt der Geheime Baurat Professor Louis Jacobi in seiner offiziellen Begrüßung darauf an, dass das 1866 ausgestorbene hessen-homburgische Landgrafenhaus einer 1864 ausgesprochenen Verpflichtung nachkam. Es sollte nämlich mit 15 jährlichen Dotationen von 2000 Gulden einen kirchlichen Neubau fördern, nachdem es 1684 ungenehmigt die alte Stadtkirche beseitigt hatte. Die Bürgerschaft hatte durch den Kirchbaurat einerseits und den 1865 gegründeten Elisabethenverein andererseits erheblich zur Sammlung der nötigen Finanzmittel beigetragen und der Kaiser als preußischer König stand zumindest moralisch in der Pflicht, den Kirchbau zu fördern, nachdem Preußen 1866 durch Abtretung in den Besitz der Grafschaft Homburg und des Schlosses gekommen war.


Die Erlöserkirche wurde am 17. Mai 1908 in feierlichem Rahmen ihrer Bestimmung übergeben.




Erlöserkirche im Bau 20. August 1905

Der Umstand, dass Bad Homburg eine weltbekannte Kurstadt und später kaiserliche Sommerresidenz geworden war, prägte den Zuschnitt der neuen Stadtkirche. Mit der Kaiserin Auguste Victoria als offizieller Patronin und ihrem Kammerherrn Freiherr von Mirbach als Regisseur des Bauprojektes wurde die Erlöserkirche ein wilhelminischer Programmbau, bei dem jedes Detail als Teil eines "Gesamtkunstwerkes" geplant und ausgeführt wurde.


Überraschender Kontrast zwischen Außen und Innen

Entworfen "in freiester Anlehnung an die schönen Vorbilder deutscher, französischer und italienischer romanisch-mittelalterlicher Kunst", so der Berliner Geheime Baurat Franz Schwechten, der nach dem Tod von Professor Max Spitta im Februar 1901 mit dem Bauprojekt betraut worden war, nimmt die Kirche in ihrer äußeren Gestalt mit den rautenbehelmten Türmen Motive aus rheinischen Landen auf, während im Inneren die Bezugnahme auf die Hagia Sophia und orthodoxe Traditionen unübersehbar ist. Das Bildprogramm der Kirche erzählt ihrem Namen entsprechend vom Erlöser. So Simeon auf dem Mittelpfeiler der Eingangsportale ("Meine Augen haben deinen Heiland gesehen"), so das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen im Portalbogen, die Hinweise auf das jüngste Gericht in den Arkadenbändern, das himmlische Jerusalem über dem Simeonskopf und die himmlische Gemeinschaft mit Christus im Tympanon. Im Innenbereich entfaltet sich das Erlösermotiv in herausragender Weise im Christus- Mosaik in der Apsis-Kuppel. Steht in protestantischen Kirchen üblicherweise Christus als Gekreuzigter im Vordergrund, so ist hier in Anlehnung an orthodoxe Traditionen Christus als Auferstandener und Weltenerlöser im Mittelpunkt.


Wilhelminische Prägung

Das biblische Thema "Erlösung" – "Erlöser" hat zugleich eine symbolische Bedeutung für den kaiserlichen Bauherrn im Hintergrund. Indem das Portal auf die Kirche St. Trophime in Arles anspielt und das Christus-Mosaik ikonographisch auf Kirchen in Sizilien verweist, werden Lebensspuren des Kaisers Barbarossa aufgenommen. In dieser Linie will sich Wilhelm II. sehen. Und mehr noch: Erlöserkirchen mit hervorgehobenem Kreuzeszeichen – das "Lichtkreuz" an der höchsten Stelle in der Kuppel – verweisen auf den römischen Kaiser Konstantin (um 300 n. Chr): wie dieser, so wollte auch Wilhelm II. als Schutzherr der Christenheit angesehen werden.

Die Erlöserkirche in ihrer wilhelminischen Prägung ist eine beständige Herausforderung, sich kritisch der Zeitgebundenheit der christlichen Verkündigung zu stellen und frei zu werden für das, was über die Zeit hinausweist.


Historische Momentaufnahmen: die Galerie.


Einladung
Einweihung 1908
Wilhelm II.
Einweihung 1908
Einbau der Glocken

Faszinierende Kirche. Seit 1908.

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