Pilgerfahrten zu den biblischen Gedenkstätten im „heiligen Lande“ Israel, die heutzutage zumeist als touristische Unternehmungen durchgeführt werden, haben seit der frühen Christenheit Tradition. Im Mittelalter erbauten manche Pilger nach ihrer Rückkehr an ihren Heimatorten Nachbildungen des „heiligen Grabes“, also der Grabstätte Jesu. Das mochte als „verdienstliches Werk“ gelten oder auch solchen, denen die weite Reise unmöglich war, ersatzweise als Verehrungsstätte dienen. In der Barbarossa-Stadt Gelnhausen stand ein solcher Nachbau, wahrscheinlich errichtet im Jahre 1490.
Als es aus Verkehrsgründen abgerissen werden sollte, kaufte der Homburger Landgraf Friedrich VI. Joseph im Jahre 1825 das Bauwerk für 500 Gulden, ließ es Stein für Stein registrieren, abbauen, auf 21 Pferdewagen von Gelnhausen nach Homburg transportieren und auf dem Reformierten Friedhof am Untertor originalgetreu wieder aufbauen. Eine sorgfältige Studie aus dem Jahre 1891 von Louis Jacobi, dem die Restaurierung der Saalburg zu verdanken ist und der beim Bau der Erlöserkirche eine wichtige Rolle gespielt hat, verzeichnet, dass im Grundstein eine Glasflasche eingelegt war, deren Inhalt sich nach chemischen Analysen zweifelsfrei als Jordanwasser herausstellte.
Das Heilige Grab wurde im Jahre 2003–2004 in einer Gemeinschaftsaktion von Stadt, Landesdenkmalamt, Landeskirche, Sponsoren und Erlöserkirchengemeinde baulich saniert und restauriert. Es kann jederzeit auf dem Reformierten Friedhof besichtigt werden und soll einen festen Platz im religiösen Leben der Stadt und in der kulturellen Landschaft der Region bekommen.
Bleistiftzeichnung nach 1825 Ansicht der ehemaligen Heiliggrab-Kapelle und
Michaelskapelle nördlich der Marienkirche
Gelnhausen, 1831
Führungen und Besichtigungen
Das Heilige Grab ist jederzeit über den reformierten Friedhof von außen frei zugänglich. Besichtigungen im Inneren sowie Führungen mit Erläuterungen können jederzeit über das Gemeindebüro vereinbart werden.